Staatliches Bauhaus

Staatliches Bauhaus
Staatliches Bauhaus,
 
von W. Gropius 1919 in Weimar durch Zusammenschluss der dortigen Hochschule für Bildende Kunst mit der Kunstgewerbeschule gegründete Schule mit Werkstätten für gestaltendes Handwerk, Architektur und bildende Künste. In dem gleichzeitig veröffentlichten Manifest forderte Gropius die Einheit aller bildenden Künste unter Führung der Baukunst und erklärte das handwerklich-technische Können als unerlässliche Grundlage des künstlerischen Schaffens. Der Vorlehre (von J. Itten geleitet), die eine Einführung in die künstlerische Gestaltungsmittel war, folgten die erweiterte Formlehre und die eigentliche Mitarbeit in den Werkstätten. Die anfänglich vertretene These der Einheit von Kunst und Handwerk wurde durch Einbeziehung der Technik erweitert und somit der Weg zur industriellen Formgebung geöffnet (Industriedesign). Als Mitarbeiter begannen unter Gropius 1919: L. Feininger, Itten, G. Marcks, Adolf Meyer; 1920: G. Muche; 1921: P. Klee und O. Schlemmer; 1922: W. Kandinsky; 1923: L. Moholy-Nagy. - 1925 siedelte das Bauhaus als Hochschule für Gestaltung nach Dessau über, wo Gropius neue Werkstätten-, Lehr- und Wohngebäude errichtet hatte. Hier setzte sich, besonders nachdem 1928 Hannes Meyer sein Nachfolger geworden war, zunehmend ein materialistischer, produktionsorientierter Funktionalismus durch. Als L. Mies van der Rohe (Sommer 1931) die Leitung übernahm, wurde das Bauhaus zu einer Architektenschule mit Betonung handwerklicher und materialbezogener Qualität.. L. Hilberseimer lehrte am Bauhaus seit 1929. Zu den einstigen Schülern, die am Bauhaus Lehrer wurden, gehören J. Albers, H. Bayer, M. Breuer. - Durch die Initiative von Moholy-Nagy wurde das Bauhaus ab 1923 auch zu einem Zentrum fotograf. Experimente. Repräsentativ für die »Bauhausfotografie« wurde Moholy-Nagys Bildband »Malerei, Fotografie, Film« von 1925 (Bauhausbuch Nummer 8). Eine eigene Abteilung für Fotografie wurde 1929 eingerichtet. - Am 22. 8. 1932 wurde das Bauhaus zwangsweise geschlossen. Mies van der Rohe führte es kurze Zeit in Berlin weiter und löste es am 20. 7. 1933 auf. - 1937 wurde von Moholy-Nagy u. a. das »New Bauhaus« in Chicago gegründet (heute »Institute of Design«). Die Ideen des Bauhauses übten international eine nachhaltige Wirkung aus, v. a. auf dem Gebiet der Architektur, für die das Illinois Institute of Technology in Chicago ein Forum bildete. - In Deutschland bemühte sich zunächst der Architekt und Stadtplaner Hubert Hoffmann (* 23. 3. 1904) um eine Neueröffnung des Bauhauses im Dessauer Gebäude. Die Kulturpolitik in der SBZ beendete jedoch 1947 diese Ansätze. In Weimar erfolgte 1945 eine auf Bauhausideen fußende Neugründung der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste (heute Hochschule für Architektur und Bauwesen). Auch die 1946 unter dem Namen Kunstschule und Werkstätten der Stadt Halle wieder eröffnete Burg Giebichenstein (ursprünglich 1870 gegründet; heute Hochschule für industrielle Formgestaltung) orientierte sich hinsichtlich des Lehrplans am Bauhaus. Zum Lehrkörper gehörten zahlreiche ehemalige Bauhausstudenten. In Ulm entstand auf Initiative von Inge Aicher-Scholl und O. Aicher 1953-56 die Hochschule für Gestaltung unter Leitung des ehemaligen Bauhäuslers M. Bill. 1961 wurde ein Bauhausarchiv in Darmstadt eröffnet, das 1971 nach Berlin-Tiergarten verlegt wurde. Das von W. Gropius entworfene Bauhausgebäude in Dessau war im Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden. 1976 rekonstruiert, beherbergte es zunächst das Wissenschaftlich-kulturelle Zentrum Bauhaus, ab 1984 das Bildungszentrum Bauhaus Dessau. 1987 erfolgte die Zusammenfassung der beiden Institutionen zum Bauhaus Dessau mit den Bereichen Architektur/Städtebau, Produkt-/Umweltgestaltung, Wissenschaftliche Sammlung und Dokumentation; 1994 wurde die Stiftung Bauhaus Dessau gegründet, die sich sowohl mit der Bewahrung und Vermittlung des Bauhauserbes beschäftigt als auch Beiträge zur heutigen Gestaltung auf den Gebieten Architektur, Urbanistik, Design sowie darstellende und bildende Kunst leistet. Seit 1999 wird am Bauhaus wieder gelehrt. Die Ausbildung erfolgt in Form eines einjährigen Bauhauskollegs.
 
 
W. Gropius: Idee u. Aufbau des staatl. B. Weimar (1923);
 W. Gropius: Die neue Architektur u. das B. (1965);
 
B. 1919-28, hg. v. H. Bayer u. a. (31955);
 E. Roters: Maler am B. (1965);
 
Die künstler. Graphik des B., hg. v. H. M. Wingler (1965);
 H. M. Wingler: Das B. 1919-1933 (31975);
 
B.-Archiv (Berlin, West).
 
Samml.-Kat. (Ausw.), hg. v. H. M. Wingler: (1981);
 K. H. Hüter: Das B. in Weimar (1976);
 
B.-Fotografie (1982);
 
B. Berlin, hg. v. P. Hahn (1985);
 C. Engelmann u. C. Schädlich: Die B.-Bauten in Dessau (1991);
 C. Grohn: Die B.-Idee. Entwurf - Weiterführung - Rezeption (1991);
 B.-Moderne im Nationalsozialismus, hg. v. W. Nerdinger (1993);
 K.-J. Winkler: Die Architektur am B. in Weimar (1993);
 
bauhaus-ideen 1919-1994, hg. v. A. Haus u. a. (1994);
 K.-J. Winkler: Moderne in Weimar 1919-1933. B., Bauhochschule, Neues Bauen (1995);
 
Stiftung B. Dessau - Die Slg., hg. v. L. Schöbe u. W. Thöner (1995).

Universal-Lexikon. 2012.

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